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Filmvorführer und Familienvater beging die „Straftat: verweigern“

Erich Braß wurde am 1. Februar 1921 als Sohn des Oberpostschaffners Philipp Brass und seiner Frau Anna Maria, geb. Zügel, in Koblenz geboren. Seine Familie zog in den 1920er Jahren innerhalb des Hauses noch in andere Wohnungen um. Ab Anfang 1932 wohnte Familie Braß dann in der Hohenzollernstraße 12. Erich arbeitete als Filmvorführer und heiratete am 21. Oktober 1942 die Hausgehilfin Helene, geb. Heilmann. Damit wurde auch sein Sohn Erich, der am 12. Januar 1941 geboren wurde, legitimiert.

Bereits am 4. Februar 1941 war der junge Vater als Schütze zum 3. Maschinengewehr-Ersatz-Bataillon 14 eingezogen worden. Bereits Mitte März wurde er ins Reservelazarett Koblenz wegen Herzproblemen eingeliefert, dann nach Bitburg verlegt, Ende des Monats wieder zurück ins St. Josefs-Krankenhaus in Koblenz. Anschließend wieder nach Bitburg, Mitte April zurück zur Truppe geschickt und Anfang Mai wurde er wegen einer Bindehautentzündung nach Trier eingeliefert. Mitte Juni verlegte man in von Trier ins Reservelazarett Heidelberg zur psychologischen Untersuchung und dort wurde er Mitte Juli als „kriegsverwendungsfähig zur Truppe“ entlassen.

Mitte Oktober wurde er im Reservelazarett Krotoschin (heute Krotoszyn, ca. 85 km nordöstlich von Breslau) wegen einer Herzmuskelschwäche behandelt. Ab 20. Januar 1942 wurde er zur 4. Kraftfahr-Ersatz-Abteilung 11 in Stendal abkommandiert. Mitte April wurde Erich Braß mit einem Magengeschwür und wegen Hautkrankheiten im Lazarett in Hannover-Vinnhorst behandelt, Anfang Mai „dienstfähig zur Truppe“ nach Stendal entlassen, dort aber wieder nach zehn Tagen an der Haut im Reservelazarett behandelt und Anfang Juni „dienstfähig“ entlassen. Ende Juli behandelte man ihn wegen seiner Tuberkulose im Feldlazarett in Brjansk an der Ostfront in Rußland (380 km südwestlich von Moskau) und verlegte ihn dann nach Dillingen a.d. Donau. Nach seiner Heirat war er Ende Oktober im Reservelazarett Bückeburg und wurde am 1. Dezember 1942 wieder „dienstfähig zur Truppe“ nach Hannover entlassen. Mitte Februar 1943 machte das Herz wieder Probleme: Braß wurde zunächst im Lazarett in Radom (Polen) behandelt und dann mit dem Lazarettzug nach Bielefeld verlegt. Vom Reservelazarett Bielefeld wurde er „kriegsverwendungsfähig“ am 1. April 1943 zur Nachrichten-Abteilung 178 nach Stuttgart versetzt. Seine letzte Dienststelle war Funker in der 4. Nachrichten-Ersatz-Abteilung 5 in Kornwestheim. Das Namensverzeichnis über ein- und ausgegangene Schriftstücke bei der Kriminalpolizeileitstelle Berlin beinhaltet einen Vorgang der Kriminalpolizei Stuttgart (AZ 85 1077/43) am 28.10.1943 mit der Nummer 10454 mit der „Straftat: verweigern“ und als „Ausgang: am 3.1.(1944) „z.d.A.“ (zu den Akten). Das Gericht der Division 465 hatte sein Urteil am 15.November 1943 (AZ St.L. II Nr. 251/43) gefällt und das Todesurteil wurde am 18. Januar 1944 um 16.30 Uhr vollzogen. Das Kriegsgerichtsurteil liegt nicht vor.

Am selben Tag wurde er mit den vier anderen erschossenen Soldaten Hermann Dams, Fritz Göthel, Leonhard Maier und Heinrich Naumann Naumann beerdigt und Meldung an die Wehrmachtsauskunftsstelle in Berlin W 30 gemacht. Die Beurkundung des Sterbefalls wurde erst am 27.5.1944 durch das Standesamt Poppenweiler durchgeführt.

Quellen:
BArch-PA Signatur B563-1 Kartei B 2566/268
BArch-PA B 563 119938
BArch-PA ET 2/169 (Sonderkartei ET
StadtA Koblenz, Einwohnerbuch 1921; http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/101999
Standesamt Koblenz Nr. 617/1942
Stadtarchiv Koblenz M112 Hausblatt Hohenzollernstr.12 und M116 Familienblatt Braß
StadtA LB L 67 Bü. 39 und 41
StaatsA LB EL 20/1 VI Bü 165
Namenverzeichnisse über ein- und ausgegangene Schriftstücke bei der Kriminalpolizeileitstelle Berlin, 2.1.1.1 BY 081 AUT ZM/ Signatur10010286/ITS Digital Archive, Arolsen Archives



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